Intervallfasten mit meiner Erkrankung - Ja oder Nein?

Wann das Intervallfasten verboten ist

Die meisten Menschen profitieren vom Intervallfasten. Gerade bei vielen Erkrankungen ist das Intervallfasten durchaus empfehlenswert. Doch Schwangere, stillende Mütter und kleine Kinder sollten auf keinen Fall fasten. Ebenso verbietet sich das Intervallfasten für magersüchtige oder schwer herzkranke Patienten. Wenn du regelmäßig Medikamente einnehmen musst, solltest du unbedingt deinen Arzt einweihen, da die Dosis womöglich angepasst werden muss. Ansonsten gibt es beim Intervallfasten eben kein Patentrezept, da jeder Mensch ganz individuell reagiert.



Intervallfasten bei Adipositas

Laut Professor Dr. Andreas Michalsen, Pionier in Sachen Intervallfasten und Chefarzt für Naturheilkunde (Immanuel Krankenhaus in Berlin), führt das Intervallfasten stets zu einer nachhaltigen Gewichtsabnahme. Nachhaltig deshalb, da das intermittierende Fasten – im Gegensatz zu herkömmlichen Diäten – keinen Jojo-Effekt zur Folge hat und sich leicht in den Alltag integrieren lässt.
Besonders das leicht einzuhaltende Intervallfasten nach der 16:8-Methode soll bei Adipositas recht schnell zu sichtbaren Erfolgen führen.

Während der Fastenphase wird nicht nur altes, beschädigtes Zellmaterial durch neue Zellen ersetzt, sondern es kommt zu einem regelmäßigen Fettabbau. Der Organismus ist gezwungen, seine Energie durch den Abbau seiner Fettreserven zu beziehen. Ein weiterer Faktor ist die reduzierte Insulinausschüttung durch die weniger häufige Kohlenhydrataufnahme. Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird, wandelt überschüssige Glukose in Fett um und hemmt die hormonsensitive Lipase sowie die Produktion fettabbauender Hormone.

Je öfter du am Tage also isst, desto häufiger ist dein Insulinspiegel erhöht, was dann die Fettverbrennung verhindert und die Bildung ungesunder Fettdepots fördert. Diesen Teufelskreislauf kannst du also mit dem Intervallfasten gezielt bekämpfen.



Intervallfasten bei Bluthochdruck

Auch auf den Blutdruck übt das Intermittierende Fasten einen positiven Effekt aus.
Denn abgesehen vom sekundären Blutdruck, der als Folge einer Primärerkrankung gilt, ist der primäre Bluthochdruck auch über die Ernährung zu beeinflussen. So kommt es durch das Intervallfasten zu einer vermehrten Ausscheidung von Kochsalz. Auch die Adrenalinausschüttung, ebenfalls als begünstigender Faktor für eine Hypertension bekannt, wird reduziert.



Intervallfasten bei Diabetes

Die Diabetologin Hana Kahleova führte eine Untersuchung mit 54 an Typ-2-Diabetes erkrankten Patienten durch, bei der die Ergebnisse einer kalorienreduzierten Ernährung mit den Ergebnissen des 16:8-Intervallfastens verglichen wurden. Die Patientengruppe der Intervallfastenden wies nach wenigen Wochen neben verbesserten Blutwerten auch reduzierte Blutfette auf. Außerdem kam es zu verbesserten Werten bezüglich einer vorhandenen Fettleber sowie zu einem deutlichen Gewichtsverlust. Selbstverständlich sollte gerade bei insulinpflichtigen Diabetikern jede Gefahr der Unterzuckerung vermieden werden. Doch beim Typ-2-Diabetes ist diese Gefahr in der Regel weit geringer als beim Typ-1-Diabetiker, der von Anfang an das fehlende Insulin spritzen muss. Auch sind die Ursachen hier gänzlich verschieden, sodass bei den unterschiedlichen Manifestationen von Diabetes mellitus sorgsam unterschieden werden muss.

Beim Typ-2-Diabetes kann sich die Bauchspeicheldrüse unter dem Intervallfasten erholen und die Zellen reagieren wieder sensitiver auf das Insulin, wenn sie nicht ständig regelrecht damit attackiert werden.

Doch auch der Typ-1-Diabetiker soll eventuell, neuesten Studien zufolge, von den regelmäßigen Fastenphasen des Intervallfastens profitieren.

Eine Studie mit menschlichen Bauchspeicheldrüsenzellen lässt vermuten, dass das zeitweilige Fasten die Bildung neuer insulinproduzierender Pankreaszellen stimuliert. Untersuchungen von Professor Valter Longo belegen, dass regelmäßige Fastenperioden tatsächlich die Anzahl der Betazellen erhöhen kann, was gerade für einen Diabetiker vom Typ 1, der bislang als unheilbar gilt, einem Wunder gleichkäme. Mäuse mit Typ-2- und Typ-1-Diabetes konnten auf diesem Wege bereits geheilt werden. Auch in Zellkulturen humaner Bauchspeicheldrüsen konnten funktionsuntüchtige Zellen von Typ-1-Diabetikern durch Nahrungsentzug wieder reaktiviert werden.
Es wird vermutet, dass durch das Fasten bestimmte Gene aktiviert werden, die wiederum die Bildung des Proteins Neurogenin-3 stimulieren. Dieses scheint bei der Bildung neuer insulinproduzierender Pankreaszellen eine wichtige Rolle zu spielen.
Trotzdem sollte ein Diabetiker vom Typ 1, wenn überhaupt, nur unter ärztlicher Begleitung fasten, denn hier muss nicht nur das Essensinsulin angepasst werden. Auch das Basalinsulin, welches für die Glukosebereitstellung aus der Leber gespritzt wird, muss reduziert werden, damit es nicht zu gefährlichen Unterzuckerungen kommt. Ebenso müssen die Ketonwerte regelmäßig kontrolliert werden.



Intervallfasten und Blutfette

Interessanterweise wird das gespeicherte LDL-Cholesterin beim Intervallfasten zur Energiegewinnung verwertet bzw. verbrannt. Somit beugt das Intervallfasten einem hohen Cholesterinspiegel vor. Sobald die Glukosevorräte verbraucht sind, wird das LDL-Cholesterin in den Fettzellen verbraucht, um dem Organismus auf diesem Weg Energie bereitzustellen.



Intervallfasten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Bei beiden Krankheitsbildern handelt es sich um chronische Darmentzündungen, deren multifaktoriellen Ursachen bis heute nicht vollständig geklärt werden konnten.
Das Intervallfasten hat allgemein einen entzündungshemmenden Effekt, der sich langfristig auch auf chronische Darmentzündungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa günstig auswirken kann. Doch ist es ratsam, hier den behandelten Arzt mit einzuweihen, um bei Veränderungen eventuelle Medikamentengaben adäquat anpassen zu können.




Intervallfasten und Depressionen

Generell soll regelmäßiges Fasten wacher und euphorischer machen, da es nach einiger Zeit zur Ausschüttung sogenannter Glückshormone kommt. Vor allem das vermehrt freigesetzte Serotonin ist für das Stimmungshoch verantwortlich und trägt zum seelischem Wohlbefinden bei.
Studien an Mäusen zufolge soll sich das Intervallfasten oder eine fastenähnliche Ernährung günstig auf Ängste und Aggressionen auswirken.
Abhängig von der Schwere und der Ursache der Depressionen kann das Intervallfasten also auch hierbei als alternative Begleittherapie versucht werden.
Auf Schlafstörungen, oftmals eine Begleiterscheinung von Depressionen, soll sich das Intervallfasten ebenfalls positiv auswirken. Auch dies könnte mit der höheren Ausschüttung von Serotonin zusammenhängen, welches für die Produktion des Schlafhormons Melatonin benötigt wird. Die Folge: Du schläfst schneller ein und bist am nächsten Tag ausgeschlafen. Einige Intervallfastende berichten sogar davon, dass sie nun weniger Schlaf als vorher benötigen.



Intervallfasten bei Schilddrüsenerkrankungen

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das überaktive Immunsystem Entzündungen am körpereigenen Schilddrüsengewebe stimuliert – dieses also angreift. Daneben kommt es bei Hashimoto zu Entzündungen im Darm. Schwer zu reduzierendes Übergewicht ist ebenfalls eine typische Begleiterscheinung dieser Schilddrüsenerkrankung.
Durch das Intervallfasten werden Entzündungen eingedämmt und einige Betroffene berichten von bemerkenswerten Gewichtsabnahmen. Studien, die womöglich den Einfluss des Intervallfastens auf Hashimoto belegen, stehen bislang allerdings noch aus.

Auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion, die keinen Autoimmunprozess zur Ursache hat, soll sich das Intervallfasten günstig auswirken. So kommt es während der Fastenphase beispielsweise zu einer verringerten Ausschüttung des Schilddrüsenhormons T3, während das reverse T3 vermehrt produziert wird. Da es durch das Intervallfasten zu einer verstärkten Wirkung eingenommener Schilddrüsenhormone kommen kann, sollte in jedem Fall der behandelnde Arzt mit einbezogen werden.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist der Grundumsatz ohnehin bereits erhöht. Wie sich hier das Intervallfasten auswirkt, muss erst durch entsprechende Studien hinreichend untersucht werden.




Intervallfasten bei Migräne

Während das Heilfasten nach Buchinger sich sehr günstig bei Migräne auswirken soll, gibt es bislang wenig Studien über die Wirkung des Interfallfastens zur Prävention oder Behandlung von Migräne.
Dennoch berichten immer wieder Patienten von einer Besserung ihrer Beschwerden.
Doch ist hier individuelles Fingerspitzengefühl gefragt. Denn auch ein niedriger Zuckerspiegel kann für den Organismus Stress bedeuten und so zu einem Migräneanfall führen. Solltest du unter Migräne leiden, empfiehlt sich die Absprache mit dem Arzt und der Versuch, ob das Intervallfasten deine Migräneanfälle eher verringert oder vermehrt.

Auch bei Erkrankungen verschiedenster Art ist das Intervallfasten also individuell zu betrachten.
So wie jeder Mensch einzigartig ist, sind auch seine Reaktionen auf das Intervallfasten einzigartig.